[caption id="attachment_2551" align="alignright" width="547"] Die Krone - Das Markenzeichen der A-Standardformation[/caption]

Nach der Saison ist bekanntlich vor der Saison! Nach diesem Motto und hocherhobenen Hauptes haben die verbliebenen sechs Paare der A-Standardformationen die wohl denkwürdigste Saison in ihrer 34 jährigen Geschichte zu Ende gebracht. Beim Abschlussturnier am vergangenen Samstag in Braunschweig haben Dominik Kirchniawy, Maria Novikova, Manuel Weber, Tatjana Beinhauer, Kirill Ginchenko, Sina Seidel, Yannick Kersting, Louisa Kersting, Pierre Kienzle, Giulia Edel, Sergej Esau, Olga Woltschanskaya, das zu Beginn schier Unmögliche möglich gemacht. Am Ende der Saison steht die Mannschaft gefestigt auf dem Dritten Platz der Tabelle, weit entfernt von einem drohenden Abstiegsplatz und gefestigt in ihrem Willen, ihrem Mut und in der Moral. Bereit für die Herausforderungen der bevorstehenden Saison und im Willen geeinigt, die Geschichte der erfolgreichsten Standardformation aller Zeiten fortzuschreiben.

Doch der Reihe nach! Und alle Leser werden es nachsehen, wenn am Ende einer emotionalen Achterbahnfahrt noch einmal die Stationen betrachtet werden, die zu dieser denkwürdigen Saison beigetragen haben. Ganz persönlich aus Sicht der Protagonisten. Und Nein, wir sind nicht beleidigt weil wir keinen Lolly bekommen haben, sondern lassen einfach alles noch mal Revue passieren. Wir sind stolz auf das, was wir geleistet haben.

Erster Akt. Wir schreiben den November 2016, Deutsche Meisterschaft in Bamberg. Die A-Mannschaft des TCL tritt mit nur sechs Paaren an. Niemand kann sich in der Jahrzehnte langen Geschichte der Standardformationen in Deutschland daran erinnern. Ein Novum! Das Damoklesschwert des Abstiegs schwebt über der Mannschaft. Noch nie war die Standardformation in ihrer Existenz mehr bedroht als in der beginnenden Saison 2016/17. Vom Weltmeister direkt in die Zweitklassigkeit. Das Maul der Abstiegsbestie ist weit aufgerissen und die Hyänen am Abgrund warten schon auf fette Beute, wenn der Titelträger strauchelt, stürtzt und …. Aber es kommt ganz anders als man denkt. Nur mit minimalem Abstand zu Platz zwei, aber mit sensationellem Tanzen und angepasster Choreografie wird die Bronzemedaille ertanzt. Das Gespenst vom Abstieg scheint vertrieben.

[caption id="attachment_2552" align="alignleft" width="494"] Perfektion in Balance und Elegance - Die Standwaage, das zweite Markenzeichen der A-Standardformation[/caption]

Zweiter Akt. Im Jubel um die Bronzemedaille mischt sich sehr bald Wehmut, Trauer und ein Stück weit auch Wut. Die Erkenntnis, mit sechs Paaren und dem besten Tanzen aller Zeiten bei den Standardformationen, nicht gewinnen zu können, ist bitter. Schnell wird realisiert, was hätte sein können, wenn! Aber die Wahrheit sieht eben anders aus und alles lamentieren hilft nicht. Du kannst mit sechs Paaren keinen Titel verteidigen und diejenigen, die hätten helfen können, wollten nicht. C'est la vie ! Deutscher Titel weg, WM Titel wettkampflos weg. Was als sportliche Fairness gedacht war, kam als boshaftige Häme zurück. Entsetzt musste die Mannschaft lesen, wie sie als Rumpfmannschaft tituliert wird, gezwungen zu sein scheint, "kleine Brötchen" backen zu müssen und nur neidisch nach oben schauen muss. Alles nachzulesen im Göttinger Tagblatt. Hatte der TCL nicht fairerweise seinen Startplatz zur WM - bei der sie absolut startberechtigt war - an Göttingen abgetreten, damit Tanzsport Deutschland kein falsches Signal sendet? Wie tief muss der Stachel des Neides sitzen um diese Geste der Fairness mit Füßen zu treten? Die TCL Mannschaft sieht es sportlich!

Dritter Akt. Im Verlauf der Liga festigt sich der TCL auf Platz drei und kann vereinzelt sogar einige Zweier Wertungen der Konkurrenz abjagen. Immer noch mit nur sechs Paare am Start, gewinnt die A-Standardformation immer mehr Sympathien und anerkennendes Lob über die gezeigte Leistung, ihrer Moral und dem unbändigen sportlichen Willen. Neidlos wird zwischenzeitlich anerkannt - von wenigen Ausnahmen abgesehen - das hier das schier Unmenschliche möglich gemacht wird. Aber - es sollte noch schlimmer kommen! An jenem denkwürdigen Freitag im Februar, ein Tag vor dem BL Turnier in Nürnberg ereilt die Trainer die Hiobsbotschaft. Yannick kann nicht tanzen - Influenza! Da war es wieder, das Gespenst vom Abstieg. Wenn nicht binnen weniger Stunden ein Ersatz beschafft werden kann, droht der Mannschaft das Aus für das Turnier. Keine Teilnahme mit 5 Paare, es müssen mindestens sechs sein. Aber auch hier in aller höchster Not erinnert sich Robert Melcher - der Retter von Nürnberg - an Werte wie Kammeradschaft, Uneigennützigkeit und Hilfsbereitschaft und lässt die ehemaligen Kammeraden/innen nicht im Stich. Mit nur 2 Trainingseinheiten fügt sich Robert nach 3 Monaten nahtlos ins Team ein. Alle aus dem Team tanzen für einen, und einer tanzt für alle anderen mit. Welch sportliche und menschliche Leistung.

[caption id="attachment_2553" align="alignleft" width="393"] Die Mannschaft beim Spaziergang. Immer dabei mit Spaß und Tollerei[/caption]

Letzter Akt. Die Messe ist gelesen. Auch rein rechnerisch kann die Standardformation nicht mehr absteigen, selbst wenn sie nicht mehr an den Start gehen könnte. In Braunschweig findet schon traditionell das Abschlussturnier statt. Die Mannschaft will noch einmal beweisen, welche tänzerische Qualität in ihr steckt, mit welchem Feuer sie das Thema Kontraste darbieten kann und mit welcher Bereitschaft jedes einzelne Paar der Herausforderung stellt alles zu unternehmen, das was nicht sein darf doch einmal sein kann. In einem fulminanten Finale, beim letzten Durchgang der Saison stehen alle sechs Paare füreinander ein. Zelebrieren noch ein letztes mal alle Facetten aus der Choreografie KONTRASTE. Am Ende tosender Beifall und anerkennendes Lob von allen Seiten. Eine Saisonleistung die ihresgleichen sucht. Diese Mannschaftsleistung steht in der aus der vergangenen Saison in nichts, aber auch rein gar nichts nach. In punkto Fairness, Kameradschaft, Pflichterfüllung und Moral hat diese Mannschaft mehr gezeigt, als Titel dies je ausdrücken können.

[caption id="attachment_2554" align="alignright" width="363"] Bei der Bundesliga Absch(l)ussparty hatten alle nochmal richtig Spaß[/caption]

Ein besonderer Dank von der Mannschaft geht an die Supporters. So nennt sich eine Gruppe von Helfer, hervorgegangen aus den Tänzer/innen der ersten Generation der Standardformation aus dem Jahre 1984, die sich selbst den Namen DINOS gegeben haben. Vom Unglück der Mannschaft schockiert haben sich viele spontan dazu bereit erklärt zu helfen, sei es direkt beim abarbeiten der logistischen Aufgaben, lautstarke Unterstützung von den Rängen, helfen bei den Frisuren. Koffer schleppen etc. etc. Oder in der moralischen Unterstützung von zu Hause aus. Stellvertretend für alle, die in Gedanken bei der Mannschaft waren geht der Dank von der Mannschaft an Siegrun, Armin, Steffi, Jogi, Mike, Regina und Christian.

Die Mannschaft hat jetzt erst mal Pause, damit sie sich regenerieren kann. Gleichwohl, wenn einige die freie Zeit nutzen werden sich auf Abitur, Abschlussprüfungen und/oder ihr Einzeltanzen weiterhin zu konzentrieren. Aber wie gesagt - nach der Saison ist vor der Saison - und die startet mit dem ersten Mannschaftstraining am 04.04.2017 in Saal 3. Das erklärte Ziel: Wir holen uns die Titel zurück.

 

[caption id="attachment_2550" align="aligncenter" width="870"] Ein letztes mal präsentiert sich die Mannschaft
Stehend v. li. Sergej Esau, Manuel Weber, Kirill Grinchenko, Pierre Kienzle, Yannick Kersting, Dominik Kichniawy (Kapitän), Dagmar & Norman Beck (Trainer)
Sitzend v. li. Julia Rösler, Olga Woltschankaya, Louisa Kesting, Sina Seidel, Giulia Edel, Tatjana Beinhauer, Maria Novikova[/caption]

 

Fotos: Jürgen Kersting, Dominik Kirchniawy und Tatjana Beinhauer

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